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zu Kleptomanie____zur Übersicht der Geistesstörungen ____zu Panikattacken

 

Z w a n g s s t ö r u n g e n

 

Die Zwangskrankheit betrifft mehr als eine Million Menschen in Deutschland. Nur 10–15% werden irgendwann ganz symptomfrei. Dass jemand auf der Treppe noch einmal umkehrt um zu sehen, ob er seine Tür wirklich abgeschlossen hat, dass jemand alles etwas genauer nimmt als andere, mehr grübelt, zweifelt, mal über seine Gedanken erschrickt, oder abergläubisch ist, gehört noch zu den häufigen kleinen Unterschieden zwischen gesunden Menschen. Erst wenn dies alles exzessiv wird und auch bei bestem Willen gar keinen Sinn mehr macht, Alltagstätigkeiten und die Funktionsfähigkeit beeinträchtigt sind, spricht man von einer Zwangsstörung. Da werden dann nicht vor dem Essen oder nach dem Besuch der Toilette besonders intensiv die Hände gewaschen um die Bakterien oder den Schmutz loszuwerden, viele Betroffene verbringen Stunden damit, sich immer wieder die Hände zu waschen, oft bis die Haut an den Händen völlig ruiniert ist. Sie verbringen Stunden damit die Konservendosen in der Speiskammer genau an den richtigen Platz zu stellen um ihre Ängste einzudämmen. Sie fahren abends noch 4x die Runde um den Block um zu sehen, dass sie wirklich keinen Unfall verursacht haben, und dennoch kann sie der Zweifel aus dem Haus treiben lieber nochmals 4 Runden zu drehen, um nur sicher sein zu können. Sie geraten in Panik, wenn sie ihre Rituale nicht genauestens einhalten können, befürchten ständig, dass sie die Kontrolle über sich verlieren könnten. Manche müssen ständig beten, um "verbotene" Gedanken ungeschehen zu machen, andere befürchten ständig, dass sie anderen Menschen etwas schlimmes antun könnten. Man sieht z.B. einen  roten Fleck und hat die Vorstellung, es könnte Blut sein. Man fasst eine Türklinke an, oder gibt jemandem die Hand und befürchtet, sie sei mit Bakterien verseucht. Man meint sich unbedingt waschen zu müssen. Es entstehen innere Unruhe, und  Angst. Die Hände müssen gewaschen werden, um die Unruhe zu verringern. Manchmal kann die Unruhe und Anspannung  scheinbar nur durch gedankliche Rituale, wie z.B. Zählen, oder gedankliches Widerholen von Wörtern vermindert werden. Werden solche Rituale nun häufiger ausgeführt, kommt es zwar kurzfristig zur Beruhigung, aber leider auch zur Verfestigung und Chronifizierung der ursprünglichen Befürchtung: ,,Wenn ich die Hände nicht gewaschen hätte, hätte ich mich mit Aids infiziert", oder: ,,Nur wenn ich bis 13 zähle, kann ich mich beruhigen". Auf diese Weise verschlimmert sich die Situation von Mal zu Mal, der Zwang nimmt zu und ein Teufelskreis von zwanghaften Ritualen beginnt. Oft werden diese dann schon "vorbeugend" eingesetzt.  Viele Menschen mit einer Zwangsstörung sind extrem in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt. Menschen mit einer schweren Zwangsstörung sind meist nicht arbeitsfähig und auch nicht in der Lage Partnerschaften aufrecht zu erhalten. Oft ist der ganze Tagesablauf von den Zwängen bestimmt. Kontrollzwänge, Waschzwänge, Rituale verschiedenster Art und Ängste sowie sekundäre Depressionen bestimmen nicht selten den ganzen Tagesablauf und manchmal noch die Nacht. Die Patienten sind oft Gefangene ihrer Ängste und Rituale, zu kaum etwas anderem mehr fähig.

 

Z w a n g k r a n k e _<-> _z w a n g h a f t e n _P e r s ö n l i c h k e i t

Bei einer zwanghaften Persönlichkeit werden die Kontrollhandlungen als zur Person und zum Charakter zugehörig (ichsynton) erlebt, d.h. die Betroffenen sind stolz auf ihr Verhalten und können oftmals nicht verstehen, warum andere Menschen die betreffenden Dinge anders handhaben. Zwangkranke dagegen leiden unter ihren Gedanken und Handlungen. Bei einer zwanghaften Persönlichkeit handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, die durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit, ständigen Kontrollen, Halsstarrigkeit, Vorsicht und Starrheit gekennzeichnet ist. Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen. Meist leidet bei einer zwanghaften Persönlichkeit (im Gegensatz zur Zwangsstörung) eher die Umgebung als der Betroffene.

 

  Die häufigsten Inhalte von Zwängen und Beispiele zugehöriger Zwangsgedanken und –handlungen

 

V e r u n r e i n i g u n g _b z w . _K o n t a m i n a t i o n

(Vorstellung, durch den Kontakt mit als gefährlich betrachteten Substanzen wie z.B. Schmutz, Keime, Urin, Kot, Blut, Strahlung, Gifte Schaden zu erleiden)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Der Kamm des Frisörs war mit dem AIDS-Virus infiziert

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Arzt aufsuchen; den Körper nach AIDS-Symptomen absuchen; Hände und Haare waschen; alles sterilisieren, was andere Personen berühren könnten.

Diese Ängste verschieben sich nicht selten auch, so berichtet ein Patient früher sei es die Angst vor Bakterien gewesen, inzwischen sei es die Angst vor Nanoteilchen. Er wisse, dass das unsinnig sei, wisse auch, dass im Prinzip im Wasser genauso viele Nanoteilchen seien, wie sonst, wenn er etwas anfasse, dass es gar kein ganz sauberes Wasser ohne Teilchen im Nanobereich gebe. Dennoch müsse er das Hände waschen durchführen, um sich zu beruhigen.

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P h y s i s c h e _G e w a l t

(gegen einen selbst oder gegen andere, verursacht durch einen selbst oder durch andere)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Ich werde meinem Baby etwas antun

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Nicht mehr mit dem Kind allein sein; Rückversicherung suchen; Messer oder Plastiktüten verstecken

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T o d

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Mein Partner könnte tot sein

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Vorstellung dieser Personen als lebendig

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Z u f ä l l i g e s _U n g l ü c k

(z.B. Unfall, Krankheit)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Ich könnte jemand mit dem Auto angefahren haben

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Krankenhäuser oder Polizei anrufen; Strecke nochmals abfahren; das Auto auf Spuren eines Unfalls absuchen

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S o z i a l _u n a n g e p a s s t e s _V e r h a l t e n

(z.B. Ausrufen peinlicher Sachen, Verlust der Kontrolle)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Ich werde gleich etwas Obszönes rufen

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Versuche, »die Kontrolle zu behalten«; Vermeidung sozialer Situationen; dauerndes Fragen anderer, ob das Verhalten in bestimmten Situationen akzeptabel war

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S e x

(übermäßige Beschäftigung mit Sexualorganen unakzeptables sexuelles Verhalten)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Ich werde jemanden vergewaltigen

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Versuch, nicht mit potentiellen Opfern allein zu sein; Versuch, derartige Gedanken aus dem Kopf zu verbannen

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R e l i g i o n

(z.B. blasphemische Gedanken, religiöse Zweifel)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Ich werde meine Speisen dem Teufel anbieten

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Gebete; Aufsuchen religiöser Hilfe Beichte; Gott als Ausgleich etwas anderes anbieten

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O r d e n t l i c h k e i t

(z.B. Dinge müssen am richtigen Platz sein, Handlungen auf die richtige Art (nach einem bestimmten Muster oder mit einer bestimmten Häufigkeit) ausgeführt werden)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Wenn ich meine Zähne nicht auf die richtige Art und Weise putze, muss ich noch mal von vorne anfangen, solange bis ich es richtig mache

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Wiederholung einer Handlung mit einer »guten« Häufigkeit; Wiederholung, bis es sich »richtig anfühlt«.

In diese Kategorie gehören auch Wiederholungen, wenn bei einer Handlung etwas "Böses oder Schlechtes" gedacht wurde. So berichtet ein Patient, dass er immer wieder die Treppe rauf und runter gehen müsse, wenn er etwas böses gedacht habe beim Treppen gehen, so lange bis er das wieder gut gedacht habe. Bei einem anderen tritt dies eher beim durch eine Türe in der Wohnung gehen auf, dieser kann die Zwangshandlung auch an seine Ehefrau delegieren, die dann nicht selten stundelang durch die Tür geht. Die Kontrolle von Gegenständen kann sich auf alles mögliche beziehend wie Wasserhähne, Türen, Küchengeräte, Bilder, Schreibutensilien Konservendosen, ...die alle kontrolliert werden müssen, bevor alltägliche Aktivitäten in Angriff genommen werden können.

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E t w a s _v e r l i e r e n

schon für Gesunde ist die Angst etwas wichtiges zu verlieren oder die Kontrolle ob der Geldbeutel wirklich noch in der Handtasche oder Hosentasche ist, nichts außergewöhnliches. Manche Zwangskranke können solche Gedanken und die daraus folgenden Kontrollen bis zu Stunden bei Kleinigkeiten beschäftigen. So berichtet ein Patient, dass er große Schwierigkeiten habe seine Kleidung in die Waschküche zu bringen, da er diese bis zu 30x ausschütteln müsse um sicher zu sein, dass er nichts wichtiges darin vergessen habe. Ein anderer kann Geldscheine nur dann abgeben, wenn er diese mehrfach geschüttelt hat um sicher zu sein, dass kein anderer Schein daran klebt, einkaufen sei ihm damit fast unmöglich und wenn überhaupt nur mit großen Vorbereitungen möglich. 

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U n s i n n

(z.B. bedeutungslose Phrasen, Bilder, Melodien, Wörter, Ziffern)

•  dazugehöriger Zwangsgedanke z.B.: Hören der Titelmelodie einer Fernsehserie »im Kopf« während einer anderen Tätigkeit (z.B. beim Lesen)

•  dazugehörige Zwangshandlungen z.B.: Wiederholtes Durchlesen der Passage, solange bis die Melodie nicht mehr auftaucht.

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D a t e n s c h u t z

wie andere öffentlich diskutierte Ängste wird auch die Angst vor Missbrauch mit den persönlichen Daten nicht selten zu einem Thema der Zwangsgedanken mit entsprechenden darauf folgenden Zwangshandlungen. So berichtet ein Patient, er müsse einen großen Aufwand betreiben, damit sein privater Briefwechsel nicht in fremde Hände gelange, man könne nie wissen, ob es nicht Menschen geben könnte, die irgendein Wissen über ihn ausnützen würden. So brauche er beispielsweise viel Zeit um seine private Post so zu vernichten, dass nichts darauf mehr lesbar sei und es auch nicht mehr zusammensetzbar sei. Er wisse zwar dass dies unsinnig sei, dass er gar nicht so wichtig sei, dass sich jemand so für ihn interessieren würde, dass dieser den Aufwand betreiben würde zerrissene Papierstücke aus seiner Mülltonne wieder zusammen zu setzen, dennoch werde er die Beunruhigung nicht los, wenn er nicht stundenlang damit beschäftigt sei, alles so klein gerissen zu haben,  dass nicht mehr als ein Buchstabe auf einem Papierfetzen sei, den er wegwerfe. Alleine die Beseitigung der Werbung koste Stunden.

 

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